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Auf in die Fläche: Brandenburg macht mobil für kulturelle Teilhabe in ländlichen Räumen.

Kulturelle Bildung in Brandenburg

Kulturelle Bildung wird in Brandenburg großgeschrieben: Das Land hat flächendeckend eine gut entwickelte Infrastruktur im Bereich der kulturellen Bildung. In einem Flächenland wie Brandenburg ist kulturelle Bildung auch und vor allem Netzwerk- und aufsuchende Kulturarbeit. Mit großem Ideenreichtum wird hier Kultur in der Fläche umgesetzt. Im Fokus: kulturelle Teilhabe, Partizipation und Zugang zu kreativen Prozessen für alle in Brandenburg lebenden Menschen, unabhängig von Herkunft, Alter, Kultur oder Religion. Die Vielfalt des Landes bietet dabei viele Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit der Kultur: Das Spektrum in der Metropolregion Berlin-Brandenburg reicht von der Hauptstadt über die regionalen Kulturzentren wie etwa Cottbus und Frankfurt (Oder) bis hin zu den ländlichen Räumen wie Prignitz oder Uckermark, Transformationsprozesse in der von Industrie und Tagebau geprägten Lausitz, Städte mit historischen Stadtkernen und über 1.000 Jahre alte Dörfer, Slawensiedlungen und prachtvolles preußisches Kulturerbe, Biosphärenreservate und UNESCO-Welterbestätten sowie zahlreiche Seen und Flüsse.

Distanzen überwinden, Vernetzung wagen und eine Plattform als Multiplikator

Eine wichtige Herausforderung der kulturellen Bildungsarbeit in Brandenburg ist dabei immer wieder die Überwindung räumlicher Distanzen zwischen Angebot und Zielgruppe. Der Schwerpunkt der politischen Gestaltung kultureller Bildung in Brandenburg ist deshalb darauf ausgerichtet, die vorhandenen kulturellen Potenziale in der Fläche zu stärken. Wie das gelingt? Indem innovative, mobile und digitale Angebote kultureller Bildung geschaffen und Wege durch Kooperationen und Vernetzung überwunden werden.

Die Kooperation beginnt dabei bereits auf Landesebene. Seit 2012 arbeiten das Kultur- und das Bildungsressort bezüglich der kulturellen Bildung eng zusammen und haben bereits mehrere gemeinsame Projekte zur Stärkung kultureller Bildung an schulischen und außerschulischen Lernorten verwirklicht. Ein zentrales Steuerungselement erfolgreicher Netzwerkarbeit ist die in dieser Form bundesweit einzigartige und vom Land Brandenburg geförderte Plattform Kulturelle Bildung Brandenburg, die mit drei Regionalbüros ins Land hineinwirkt. Ging es nach der Gründung 2010 in erster Linie darum, Beratungs- und Qualifizierungsangebote landesweit bekannt zu machen, ist seit einigen Jahren zunehmend das Thema Vernetzung zwischen Akteur:innen kultureller Bildung aus Praxis, Verwaltung und Politik in den Fokus gerückt. Auch Professionalisierung ist ein wichtiges Thema, denn abseits der Ballungszentren ist es schwierig, gleichermaßen künstlerisch wie pädagogisch qualifiziertes Personal zu finden. Außerdem unterstützt die Plattform Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Lernorten, beispielsweise im Rahmen der Textilwerkstatt der Museumsfabrik Pritzwalk. Für das Kulturministerium betreut die Plattform seit 2015 das mit einem jährlichen Fördervolumen von 400.000 Euro ausgestattete Landesförderprogramm „Kulturelle Bildung und Partizipation“. 2021 ist mit der „Förderrichtlinie für Regionale kulturelle Ankerpunkte“ ein weiteres, auch für die kulturelle Bildung wichtiges Förderprogramm aufgelegt worden, das auf die Stärkung der Kulturentwicklung insbesondere im Austausch mit der Zivilgesellschaft im ländlichen Raum abzielt.

Einen wesentlichen Beitrag zur kulturellen Versorgung der Menschen in Brandenburg leistet auch der Verband der Musik- und Kunstschulen. Als eines von nur zwei Bundesländern verfügt Brandenburg über ein Gesetz, das staatlich anerkannten Musik- und Kunstschulen, die in kommunaler oder privater gemeinnütziger Trägerschaft sind, einen eigenen Förderanspruch gegenüber dem Land zugesteht. Dafür ist eine gesetzlich fixierte Fördersumme vorgesehen, die derzeit nach der Zahl der jährlich geleisteten Unterrichtsstunden und vertraglich gebundenen Schüler:innen auf die anspruchsberechtigen Schulen verteilt wird.

Inklusive, frühkindliche und schulische kulturelle Bildung in Brandenburg

Möglichst vielen Menschen im Land kulturelle Teilhabe in hoher Qualität zu ermöglichen, ist nicht nur eine logistische, sondern auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Im schulischen Kontext ist die kulturelle Bildung in Brandenburg im Rahmenlehrplan der Jahrgangsstufen 1 bis 10 sowie in der gymnasialen Oberstufe als verpflichtendes übergreifendes Thema vorgesehen. Die Schulen setzen diese auf der Basis ihres schulinternen Curriculums im Unterricht der Fächer sowie im Schulleben um. Kulturelle Bildung ist Bestandteil der allgemeinen Bildung als Ziel von Schule. Dabei geht es um Teilhabe, Kreativität und Persönlichkeitsbildung. Die Schüler:innen sollen befähigt werden, sich in der kulturellen Welt zurechtzufinden sowie diese aktiv zu gestalten. Der Kompetenzerwerb bezieht sich dabei auf Kenntnisse der eigenen Kultur und die Kultur anderer Menschen. Bei der Umsetzung dieser Aufgaben kooperieren die Schulen mit unterschiedlichen kulturellen Trägern sowie Kulturschaffenden.

Sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche, Schüler:innen mit Lernschwächen und Menschen mit Behinderung sind Zielgruppen, die das Förderprogramm „Musische Bildung für alle“ des Landes Brandenburg in Kooperation mit dem Verband der Musik- und Kunstschulen neben der Talentförderung besonders in den Blick nimmt. Kern des Programms ist die Zusammenarbeit zwischen staatlich anerkannten Musik- und Kunstschulen Brandenburgs mit allgemeinbildenden Schulen, Kindertagesstätten und Einrichtungen der Behindertenhilfe.

Im Projekt „Klasse:Musik“ erhalten derzeit 246 Musikklassen der Jahrgangsstufen 1 bis 6 im Rahmen des regulären Stundenplans an ausgewählten Grundschulen, Förderschulen, Gymnasien und Oberschulen mit Primarstufe zwei Jahre lang gebührenfreien Instrumentalunterricht. Die Musikklassenstunden werden von einem Tandem aus einer Fachlehrkraft für Musik an der allgemeinbildenden Schule und einer Lehrkraft der kooperierenden staatlich anerkannten Musikschule unterrichtet.

Analog funktioniert das Projekt „Klasse:Kunst“: Hier erhalten derzeit im Rahmen des regulären Stundenplans 24 sogenannte Kunstklassen an Grund- und Förderschulen erweiterten Kunstunterricht von einem Tandem aus Lehrer:in der jeweiligen Schule und Kunstschulpädagog:in der kooperierenden Kunstschule. Über zwei Jahre nehmen die Schüler:innen an Angeboten wie Zeichen- und Malatelier, Druckwerkstatt, Plastisches Gestalten oder Medienwerkstatt oder auch an Angeboten aus den Bereichen Theater, Tanz, Literatur oder Design teil.

Kulturelle Bildung im Fluss – und an Land

Die Formate der kulturellen Bildung in Brandenburg sind vielfältig und kreativ und können hier nur schlaglichtartig vorgestellt werden: So bringt seit 2017 die Theatergenossenschaft „Traumschüff“ aus Oranienburg im Landkreis Oberhavel mit ihrem partizipativen Kulturangebot „Segel setzen! – Stadt, Land, Miteinander“ jeden Sommer mit einem Katamaran Geschichten der Brandenburger:innen auf ihre durch das Land schwimmende Bühne. Mit Theaterworkshops für unterschiedliche Altersgruppen, kreativen Stadtrundfahrten und spielerischen Spaziergängen kommen Künstler:innen und Theaterpädagog:innen mit den Menschen der Region ins Gespräch und in kreativen Austausch. Die für das gewässerreiche Land Brandenburg identitätsstiftende Verbindung über Wasserwege nutzt das Ensemble auch dafür, aus dem Dialog mit Einwohner:innen Stoff für neue Produktionen zu entwickeln. Durch den Austausch und das Anlegen des „Theaters im Fluss“ in den Ortschaften entsteht Publikumsnähe im mehrfachen Sinn. So ist über drei Jahre die Theaterserie „Treue Hände“ entstanden, die auf Interviews mit Zeitzeug:innen zu den Umbruchjahren im Zuge der Privatisierung und Stilllegung ehemals Volkseigener Betriebe beruht. 

Das „Traumschüff“ steht beispielhaft für viele Initiativen in Brandenburg, die für kulturelle Teilhabe mobil machen. Ein weiteres Beispiel ist das „KAPmobil“ der Kammerphilharmonie Potsdam, das seit 2020 als „musikalisches Einsatzkommando“ mit klassischer Musik im ganzen Bundesland unterwegs ist.

Ein Projekt, das zwar nicht mobil unterwegs ist, aber ebenfalls sehr stark in die Fläche wirkt, ist das Projekt „RaumPioniereZukunft“ der LKJ Brandenburg. Es zielt darauf ab, Jugendliche dabei zu unterstützen, ihre Bedürfnisse in ihrer Stadt oder ihrem Dorf zu artikulieren und die Ideen im Team in konkrete Pläne zu fassen. Gemeinsam mit der LKJ Brandenburg und zahlreichen engagierten Unterstützern werden die Ideen dann vor Ort umgesetzt. Inzwischen wirkt das Projekt an 21 Orten im Land Brandenburg.

Ein weiteres, sehr erfolgreiches Projekt der kulturellen Bildung in Brandenburg ist die mit dem „KULTURLICHTER – Deutscher Preis für kulturelle Bildung“ ausgezeichnete „Werkstatt Quillo“: Seit 2020 ermöglicht dieses Projekt des uckermärkischen Neue-Musik-Ensembles Quillo Kindern und Jugendlichen in ländlichen Räumen an einer zeitgenössischen Musiktheaterproduktion mitzuwirken. Das Projekt wird von der Drosos Stiftung, dem Land Brandenburg, dem Landkreis Uckermark und der Liz Mohn Stiftung gefördert.
In der Werkstatt Quillo lernen die Teilnehmer:innen Bestandteile einer Musiktheaterproduktion kennen – in Modulen zum kreativen Schreiben, digitalen Zeichnen, Video und Klang. Wer woran mitwirkt, entscheidet sich nach persönlichen Interessen; dank der spartenübergreifenden Anlage des Projekts sind die Chancen hoch, mindestens ein kreatives Feld für sich zu entdecken. Unterstützung beim Bauen von Instrumenten, bei der Produktion von Bild- und Klangsequenzen oder in den Bereichen Tanz, Bühnenbau und szenische Umsetzung erhalten die jungen Tüftler:innen von Profis aus dem Ensemble Quillo und ihrem Netzwerk.

Den Erfolg von morgen vorbereiten: Evaluation und Erforschung kultureller Bildung

Eine wichtige Grundlage für die zukünftige Stärkung der Wirksamkeit kultureller Bildung ist eine solide Datenlage. Deshalb evaluiert derzeit eine bei der Plattform angesiedelte Projektstelle die "Gelingensbedingungen Kultureller Bildung" in ländlichen Räumen in Brandenburg. Wissenschaftler:innen der BTU Cottbus-Senftenberg untersuchen zudem im Rahmen der Förderlinie „Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bis 2023 Angebote kultureller Bildung in der Lausitz und deren Bedeutung für den regionalen Strukturwandel. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden in zukünftige politische Vorhaben wie die Aktualisierung der kulturpolitischen Strategie des Landes Brandenburg einfließen und zum zukünftigen Erfolg kultureller Bildung in Brandenburg beitragen.

Kulturelle Bildung ist der Schlüssel zur Gestaltung unserer gesellschaftlichen Zukunft, zu einem offenen und wertschätzenden Umgang miteinander und zur Stärkung unserer Demokratie, aber auch zur persönlichen Entwicklung jeder und jedes Einzelnen – Brandenburg ist sich dieser großen gesellschaftlichen Bedeutung kultureller Bildung bewusst und wird seinen bislang erfolgreichen Weg mit Kreativität und Mut weitergehen.

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