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In Berlin lebt kulturelle Bildung durch die vielfältige Kunst, Kultur und Kreativität der Berliner:innen und ihrer Gäste.

Kulturelle Bildung in Berlin

Berlin als Anziehungspunkt internationaler Kunstereignisse, Biotop für Subkulturen und Hotspot für Kreative ist gleichermaßen Leuchtturm und Labor für Kunst und Kultur. Wie dieses vielfältige Angebot zur kulturellen Teilhabe der Kinder und Jugendlichen in den Bezirken beitragen kann, loten verschiedene Initiativen der kulturellen Bildung aus. Unterstützt und untermauert werden die Angebote von einem kulturpolitischen Fokus auf Teilhabe und Bildung enger Kooperationen der Kulturszene mit Jugendarbeit und Bildungseinrichtungen. Gesteuert und systematisch weiterentwickelt werden diese kooperativen Projekte auf der Grundlage des Berliner Rahmenkonzeptes Kulturelle Bildung und durch die an der Umsetzung beteiligten Arbeitsgruppen aus Fachreferent:innen der kulturellen Bildung in den Senatsverwaltungen für Bildung, Jugend und Familie sowie Kultur und Europa sowie in den bezirklichen Kultur-, Jugend- und Schulämtern.

Die Angebote kultureller Bildung entstehen in Berlin oft aus der freien Szene, auf Initiative von Kultureinrichtungen und Künstler:innen und werden mithilfe öffentlicher Mittel aus den Landeshaushalten oder Stiftungsgeldern umgesetzt. Das zentrale Förderinstrument dafür ist der Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung. Über unterschiedliche Fördersäulen werden Projektideen von miteinander kooperierenden Partner:innen aus dem Bereich der Kunst und Kultur mit Bildungs- und Jugendeinrichtungen gefördert. Die Fördersäulen berücksichtigen dabei gleichermaßen kleinere Projekte auf Bezirksebene wie auch strukturbildende Projekte mit gesamtstädtischem Ansatz. Um den Zugang zu Projektförderungen für alle Künstler:innen und Kulturschaffende zu erleichtern, werden vor den Ausschreibungen Veranstaltungen für Menschen mit Rassismus- und Antisemitismuserfahrungen angeboten und mit Multiplikator:innen zusammengearbeitet, um zielgruppengerechte Informations- und Beratungsangebote zu ermöglichen.

Der Berliner Förderkultur liegen zwei wesentliche Ziele zugrunde: Zum einen sollen die Berliner Bezirke Voraussetzungen für eine möglichst breite kulturelle Teilhabe ihrer Bewohner:innen schaffen. Zum anderen soll die Attraktivität des reichhaltigen, vielfältigen und oft zukunftsweisenden Kulturangebots des Landes auch für die kulturelle Bildung wirksam werden. Um dies zu erreichen, wird die Vernetzung von Einrichtungen und Akteur:innen der Kunst- und Kulturszene mit den Schulen, Kindertageseinrichtungen und Jugendeinrichtungen des Landes besonders unterstützt.

Kulturelle Teilhabe als Handlungs- und Forschungsfeld

Trotz des vielfältigen Kulturangebots ist kulturelle Teilhabe nicht für alle Einwohner:innen gleichermaßen selbstverständlich. Daher ist es ein zentrales Ziel des Berliner Rahmenkonzepts Kulturelle Bildung, neue Zielgruppen zu erschließen. Dafür werden die Themen Diversität und Inklusion in allen Projekten mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen von den Projektleitenden und -durchführenden berücksichtigt. Zur Unterstützung hat die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Berlin e. V. ein Netzwerk zu diesen Themen aufgebaut, berät Einrichtungen der kulturellen Jugendbildung, bietet Fortbildungen an und fördert den Wissenstransfer. Die Konzeptions- und Beratungsstelle „Diversity Arts Culture“ für Diversitätsentwicklung im Kulturbetrieb unterstützt Kultureinrichtungen dabei, Kunst und Kultur für alle zugänglich zu machen und Barrieren abzubauen, um unterschiedliche Perspektiven in den Kulturbetrieb zu bringen. Daneben wirkt in Berlin mit dem RambaZamba Theater eines der wenigen inklusiven Theater Deutschlands.

Ein weiterer Baustein zur Zielerreichung wurde mit der Gründung des Instituts für Kulturelle Teilhabeforschung (IKTf) 2020 gelegt. Sowohl für Kulturpolitik und -verwaltung als auch für die Berliner Kultureinrichtungen selbst sind Daten zur kulturellen Teilhabe Grundlage für die Entwicklung kulturpolitischer Teilhabestrategien. Die Daten aus der Besuchsforschung finden seit 2019 ihr notwendiges Pendant in der zweijährlichen Bevölkerungsbefragung zu den Beweggründen der Nutzung und Nicht-Nutzung kultureller Angebote.

Kulturelle Bildung an Schulen, Kitas und im Jugendbereich in Berlin

Auch im Bereich der frühkindlichen kulturellen Bildung leistet Berlin mit Initiativen wie TUKI – Theater und Kita, dem KinderKünsteZentrum oder Geräuschmusik echte Pionierarbeit. Darüber hinaus bestehen Kooperationsprojekte zwischen Schulen und kulturellen Bildungspartner:innen, die neben der Zielgruppe der Schüler:innen auch auf Ausgestaltung von kultureller Bildung in Schulprogrammen und den Ganztag wirkt. Beispiele sind das als „TUSCH“ bekannte Projekt „Theater und Schule“ oder „Tanz in der Schule“, in dessen Rahmen ein Tanzcurriculum entwickelt wurde. Im Programm „Max – Artists in Residence an Schulen“ verlegen Künstler:innen ihr Atelier an eine Schule und öffnen es für die Zusammenarbeit mit Schüler:innen und Lehrkräften. Im Projekt QuerKlang machen Schüler:innen in den Klassengemeinschaften Erfahrungen im experimentellen Umgang mit Geräuschen und Klängen. Erfahrungen und Erkenntnisse zur Projektentwicklung und -durchführung fließen in die Lehrkräfteausbildung an der Universität der Künste ein. Im Rahmen des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen Berlin“ arbeiten 50 Schulen mit, von denen 20 zertifizierte Referenzschulen aktiv ihr Erfahrungswissen zur Schulentwicklung an andere interessierte Lehrkräfte und Schulen weitergeben.

In den Einrichtungen und Projekten der Jugendarbeit gehört die kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche zu den Kernaufgaben und wird durch entsprechende Angebote inklusiv und zielgruppenorientiert weiterentwickelt und ausgebaut, etwa auch durch die Stärkung und Weiterentwicklung von Netzwerken und Kooperationen. Das Projekt „Jugendkulturzentren in bezirklichen Bildungsnetzwerken“ wirkt mit dem Ziel, dass sich bezirkliche Einrichtungen der Jugendarbeit mit vorhandenen künstlerisch-gestalterischen oder soziokulturellen Schwerpunkten durch eine gemeinsame, aufeinander abgestimmte Konzept- und Profilentwicklung hin zu Jugendkulturzentren in regionalen Bildungsnetzwerken entwickeln.

Institutionelle Maßnahmen der kulturellen Bildung

Neben der Vielzahl von Projekten im Bereich der frühkindlichen, der schulischen und der Jugendbildung flankieren institutionelle Maßnahmen die Ausgestaltung der kulturellen Bildung im Land Berlin. Zur strukturellen Verankerung der kulturellen Bildung trägt die Gründung sogenannter „Runder Tische für kulturelle Bildung“ in den Bezirken bei. Ziel ist es, viele Akteur:innen und Institutionen unterschiedlicher Bereiche, auch unter Einbeziehung von Jugendlichen, regelmäßig zum Fachaustausch zusammenzubringen, um Herausforderungen und Chancen der kulturellen Bildung in den Bezirken mit vereinten Kräften zu begegnen und gemeinsam Angebote, Strategien und Lösungen für verschiedene Zielgruppen zu entwickeln. Das Berliner Jugendförder- und Beteiligungsgesetz stärkt die Jugendarbeit. Quantität und Qualität der Angebote der kulturellen Bildung in den bezirklichen Kinder- und Jugendeinrichtungen werden durch die Neustrukturierung der Jugendarbeit im Land Berlin profitieren. Im Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege werden insbesondere in den Bildungsbereichen Soziales und Kulturelles Leben sowie Kunst: Bildnerisches Gestalten, Musik und Theaterspiel Qualitätsansprüche sowie vielfältige Praxisanregungen formuliert. Das landeseigene Sozialpädagogische Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (SFBB) bietet ein breites Spektrum an Fort- und Weiterbildungen unter anderem im Bereich frühkindliche kulturelle Bildung an. Die Konsultationskita Kunst gewährt pädagogischen Fachkräften und Fachschüler:innen einen Einblick in die praktische Umsetzung ihres künstlerischen Schwerpunktes. Das SFBB bietet außerdem ein breites Spektrum an Fort- und Weiterbildungen im Themenfeld „Jugendkultur und Medien“ an. In Kooperation mit der Alice Salomon Hochschule Berlin und der WeTeK Berlin gGmbH wird der Zertifikatskurs „Fachprofil Kulturelle Bildung“ als interdisziplinäre Weiterbildung für Pädagog:innen sowie Künstler:innen angeboten. Im Bereich der schulischen Bildung zählen dazu die Verankerung kultureller Bildung als übergreifendes Thema im Rahmenlehrplan, die Implementierung des Orientierungs- und Handlungsrahmens Kulturelle Bildung oder die Fachveranstaltungen mit den Verbünden der regionalen Fortbildung, dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), der Schulberatung proSchul und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sowie auf bezirklicher Ebene. Mit dem gleichen Ziel wird das Thema kulturelle Bildung auf der Steuerungsebene des Bildungssystems gesetzt und Absprachen zur weiteren Berücksichtigung des Themas getroffen.

Jugendkunstschulen im Berliner Modell

Ein besonderes Beispiel für die langfristige Vernetzung zwischen Schulen und kulturellen Bildungspartner:innen sind die Berliner Jugendkunstschulen, die es in allen zwölf Bezirken gibt. In Kooperation mit Schulen und Kindertageseinrichtungen werden hier Kurse verschiedener Kunstsparten für Schulklassen durchgeführt oder als Freizeitangebote am Nachmittag, in den Ferien oder am Wochenende angeboten. An jeder Jugendkunstschule sind Kunstlehrer:innen leitend tätig, die außerdem an allgemeinbildenden Schulen beschäftigt sind. Auch hier zeigen sich die Eckpfeiler des Berliner Modells für kulturelle Bildung: Kooperationen bilden, Institutionen verbinden, Teilhabe stärken.

Portraitfoto von Kirsten Burger
Praxisinterview

Ein Kulturhaus, in dem Inklusion funktioniert

Kirsten Burger und Sascha Vajnstajn vom RambaZamba Theater schaffen mit Mitteln des Theaters Begegnungsräume zwischen Menschen mit und ohne Behinderung.
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