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Kinderjury des Deutschen Hörbuchpreises

Empfohlen von Kindern für Kinder

Jedes Jahr wird der „Deutsche Hörbuchpreis“ in sieben Kategorien verliehen. Dazu gehören drei Jurys – die Nominierungsjury, die Preisträgerjury und die Kinderjury. Letztere wählt in der Kategorie „Bestes Kinderhörbuch“ den:die Preisträger:in aus. Das Besondere: Die Kinderjury setzt sich aus denen zusammen, für die die nominierten Hörbücher gedacht sind – nämlich aus Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 13 Jahren. Sie übernehmen die verantwortungsvolle Aufgabe, das „Beste Kinderhörbuch“ des Jahres zu prämieren und empfehlen damit ihren Altersgenoss:innen besonders gelungene Hörerlebnisse.

Fakten

Fakten zum Projekt

Projektträger

Verein Deutscher Hörbuchpreis e. V.

Förderung

Vereinseigene Gelder, aktuell keine weitere Förderung, Jury-Sitzung wird ausgerichtet von Kooperationspartner:innen

Zielgruppe

Kinder im Alter von 10 bis 13 Jahren

Kunstsparte

Hörbuch

Projektzeitraum

Kinderjury seit 2012 einmal jährlich im Zeitraum von Oktober bis März (Findung der Jury bis Preisverleihung)

Kontakt

Henrike Wenschkewitz
Projektleitung Wettbewerb
Deutscher Hörbuchpreis e. V. 
Appellhofplatz 1
50667 Köln
henrike.Wenschkewitz@EXT.WDR.DE

Kooperation ist alles

Den Deutschen Hörbuchpreis gibt es seit mittlerweile 21 Jahren. Er wird getragen vom gleichnamigen Verein, der sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert. Die Zusammenstellung der Jury für die Kinderhörbuch-Kategorie ist jedes Jahr neu und wird seit zwölf Jahren mit unterschiedlichen Kooperationspartner:innen realisiert. Initiiert wurde das Projekt ursprünglich in Zusammenarbeit mit dem Kindermagazin „ZEIT LEO“, das damals den ersten Aufruf für eine Kinderjury startete. Der Staffelstab zum Ausrichten der Kinderjury wurde drei Jahre später weitergereicht. Mit verschiedenen Kooperationspartner:innen, meist aus der erweiterten Region Köln und NRW, geht es seitdem weiter – 2023 ist es das Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe in Detmold, das auch bei seinen sonstigen Aktivitäten Kinder und Jugendliche besonders adressiert.

Vom Aufruf bis zur Sitzung

Der Ablauf ist professionell und gut eingespielt: Da eine einfache Mehrheit für jede Entscheidung nötig ist, gehören in der Regel fünf Kinder zwischen zehn und 13 Jahren der Jury an. Ausgewählt werden sie vom jeweiligen Kooperationspartner – manchmal über direkte Ansprache, manchmal über klassische Ausschreibeverfahren, beispielsweise im "Kölner Stadtanzeiger". Nach ihrer Ernennung als Juror:innen erhalten die Kinder drei nominierte Hörbücher zum Anhören – mit ausreichend Zeit über Jahreswechsel und Weihnachtsferien.

Auswahlkriterien und Lieblingsstimmen

Zu Beginn des neuen Jahres findet dann die entscheidende Jurysitzung beim Kooperationspartner statt. Begleitet und moderiert wird sie von einem:einer Mitarbeiter:in des jeweiligen Kooperationspartners. Projektleiterin Henrike Wenschkewitz nimmt als Gast ebenfalls an der Sitzung teil. In etwa 2,5 Stunden erörtern die Kinder die Kriterien für das „Beste Kinderhörbuch“. Da nicht die Geschichten selbst, sondern deren Bearbeitung und Produktion als Hörbuch ausgezeichnet wird, kommen weniger inhaltliche als vielmehr interpretatorische, dramaturgische, formale und technische Fragen zur Sprache: Hätte man den Text kürzen sollen? Wie lebendig – oder auch langweilig – wird vorgelesen? Wie gut sind Tempo, Rhythmus und Modulation des:der Sprecher:in? Ist der:die Sprecher:in in der Lage, verschiedene Stimmen authentisch zu variieren? Ist eine Frauenstimme hier passend oder wäre eine Männerstimme besser gewesen – und umgekehrt? Wird der Text akustisch gut rübergebracht oder nuschelt der:die Sprecher:in? Werden auch ausländische Namen korrekt ausgesprochen? Stimmt der Dialekt? Stimmt die Technik? Beinhaltet das Booklet alle notwendigen Infos? „Im Kinderhörbuch wird leider manchmal nachlässig gearbeitet, aber wenn das jemand bemerkt, sind es die Kinder“, weiß Henrike Wenschkewitz.

Demokratie im Kleinen

Der finalen Entscheidung geht oft eine intensive Diskussion voraus, die für die beteiligten Kinder die Erfahrung demokratischer Teilhabe bedeutet. Dies zu ermöglichen, ist für die Projektleiterin eine wichtige Rahmenbedingung für die Gestaltung partizipativer Auswahlprozesse mit Kindern: „Ganz wichtig ist es, den Kindern möglichst viel Freiraum zu geben und ein Gespräch zu moderieren, in das sich jede und jeder einbringen kann. Ich glaube, dass es gerade in unserer Zeit gut ist, mal verlieren zu können. Zu lernen, dass man eine Entscheidung auch dann mit vertritt, wenn der eigene Favorit nicht gewählt wurde. Am Ende müssen alle Beteiligten mit einer demokratisch getroffenen Entscheidung leben können.“

Keine Scheu vor ernsten Themen

Beeindruckt ist sie auch von den Themeninteressen und der Resilienz der teilnehmenden Kinder. „Es gibt regelmäßig Titel zu schwierigen Themen, zum Beispiel Krieg, Flucht, psychische Erkrankungen, Trauer oder Verlust. Die Kinder haben keine Berührungsängste damit. Oft werden sogenannte 'Problemtitel' gewählt, da die Kinder sie als wichtig empfinden und einen Auftrag sehen, sie weiterzuempfehlen.“ Natürlich gebe es auch Fantasy-Titel, die ausgewählt würden, doch die Kinder hätten einen besonderen Blick für gesellschaftlich relevante Inhalte. „Die Kinder wollen gar nicht aus der Wirklichkeit fliehen, sondern die Wirklichkeit auf eine kindgerechte Art gut vermittelt bekommen“, so die Projektleiterin.

Eine besondere Ehre für die Preisträger:innen

Die final ausgewählten Sprecher:innen bekommen eine Trophäe und ein Preisgeld und werden im Rahmen einer vom WDR übertragenen Preisverleihung geehrt. Nicht selten zählen prominente Schauspieler:innen und Sprecher:innen zu den Prämierten: Andreas Fröhlich ("Die drei ???")  zum Beispiel oder Stefan Kaminski, der den Hörbuchpreis sogar schon dreimal erhalten hat. Aber oft sind es auch weniger bekannte Theaterschauspieler:innen zwischen 20 und 35 Jahren, die lebendig erzählen und die Stimmen gut differenzieren können. Ob prominent oder nicht: Für die Ausgezeichneten ist es eine große Ehre, „weil die Preisträger und Preisträgerinnen sich besonders freuen, dass sie von Kindern ausgewählt wurden“, resümiert Projektleiterin Henrike Wenschkewitz und hofft, dass das Projekt noch lange fortgeführt werden kann.