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Zusammen entwickeln, lernen und gestalten

Kulturelle Bildung in Niedersachsen

Als eines der größten Flächenländer vereint Niedersachsen eine Vielzahl an unterschiedlichen Landschaften und regionalen Traditionen. Zahlreiche Modellvorhaben des Landes geben den Akteur:innen der Bildungslandschaft Orientierung. So sind in Niedersachsen einige der bundesweit ausstrahlenden Leuchttürme der kulturellen Bildung beheimatet. Wie die Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel (ba): Untergebracht im historischen Schloss Wolfenbüttel, bietet sie seit rund 40 Jahren praxisnahe berufliche Fort- und Weiterbildung für Kulturschaffende und -vermittelnde in den Programmbereichen Bildende Kunst, Darstellende Künste, Kulturmanagement, -politik, -wissenschaft, Literatur, Museum und Musik an. Zudem ist die Bundesakademie Wolfenbüttel an mehreren Modellprojekten zu kultureller Schulentwicklung, Diversität und Digitalität als Umsetzungspartnerin beteiligt.

Landmarken für die kulturelle Bildungslandschaft

Für Akteur:innen der außerschulischen kulturellen Bildung ist die Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung Niedersachsen (LKJ) eine der wichtigsten Ansprechpartnerinnen im Land. Sie bringt Schulen und Kulturschaffende zusammen und berät bei der Finanzierung und konkreten Umsetzung von Kooperationen, etwa bei Rechtsfragen. Seit über 20 Jahren ist die LKJ die zentrale Anlaufstelle bei der Beratung und Vermittlung von Einsatzstellen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) Kultur, des FSJ Politik und des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) Kultur und Bildung in Niedersachsen. Das Interesse an Freiwilligendiensten in einer kulturellen Einrichtung ist nach wie vor sehr hoch, mittlerweile gibt es rund 250 Einsatzstellen in niedersächsischen Kultureinrichtungen.

Zahlreiche Schulen und Kultureinrichtungen arbeiten mit der Unterstützung von Fachstellen wie der LKJ landesweit daran, Kindern und Jugendlichen Zugänge zur Kultur zu ermöglichen.

Bundesakademie Wolfenbüttel und LKJ sind Partnerinnen des Landes bei der Umsetzung des Programms „SCHULE:KULTUR!“, in dem niedersächsische Schulen gemeinsam mit Kulturpartner:innen einen kulturellen Schulentwicklungsprozess durchlaufen. Sie werden dabei von Schulentwicklungsberater:innen der Regionalen Landesämter für Schule und Bildung (RLSB) unterstützt, die regelmäßigen Kontakt zu Schulen und den beteiligten Kultureinrichtungen halten und diesen beratend zur Seite stehen. Begleitet wird der Prozess von einer Fortbildungsreihe für Lehrer:innen, Schulleitungen und Akteur:innen der teilnehmenden Kultureinrichtungen, die vom Team der Bundesakademie in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) angeboten wird. Beispielhaft dafür ist etwa die Zukunftswerkstatt für die jeweiligen Lehrkräfte und Kulturpartner:innen der beteiligten Schulen. Gemeinsam schauen sie auf den kulturellen Entwicklungsprozess ihrer Schule, reflektieren ihre Zusammenarbeit und arbeiten an Bildungszielen.

Der Grundsatz des Programms – Schüler:innen lernen mit und durch künstlerische Ansätze – gilt auch für die Arbeit mit den Lehrkräften. „Wir versuchen die Fortbildungen für unsere Teilnehmenden mit der gleichen Grundhaltung zu gestalten, die wir auch in der Schule etablieren möchten. Kunst, Kultur und Kreativität leben wir als eigenen Wert selbstverständlich in jeder Arbeitsphase mit“, so David Borges, der unter anderem für die Begleitung der Schulen im Programm zuständig ist. In der Zukunftswerkstatt etwa werden anhand von Bewegungsübungen die Abhängigkeiten und das systemische Zusammenspiel von Lehrkräften, Künstler:innen und ihren jeweiligen Institutionen sicht- und erfahrbar gemacht. Zusätzlich kommt in der Fortbildung allerhand Material zum Einsatz, das den kreativen Arbeitsprozess unterstützt. Aus dem Fortbildner:innenpool der Bundesakademie werden Expert:innen aus Kultur, Bildung und Kunst eingeladen, sich mit Pädagog:innen und Kulturschaffenden in gemeinsame Lernprozesse zu begeben, um neu erworbene Erkenntnisse in die Bildungspraxis zu bringen.

Als Fortbildungspartnerin ist die ba auch an dem Zertifikatskurs „Künstlerische Interventionen der kulturellen Bildung“ beteiligt, der vom Institut für Kulturpolitik an der Universität Hildesheim entwickelt und gemeinsam mit Praxispartner:innen durchgeführt wird. Das Institut greift dabei auf langjährige Erfahrung und Forschungsergebnisse im Bereich der kulturellen Bildung und Schulentwicklung zurück. Der Zertifikatskurs richtet sich an Künstler:innen verschiedener künstlerischer Bereiche mit dem Ziel der Professionalisierung und Qualitätsentwicklung von Arbeitsprojekten in der kulturellen Bildung an Schulen und in anderen Organisationen. Pro Jahrgang können 30 Künstler:innen teilnehmen und ein Zertifikat erwerben. Als weitere wichtige wissenschaftliche Einrichtung des Landes ist auch die Leuphana Universität in Lüneburg an der Ausbildung im Bereich der kulturellen Bildung beteiligt; angehende Lehrkräfte können dort „Kulturell-ästhetische Bildung“ im Nebenfach studieren. Dass für die nachhaltige Verankerung kultureller Bildung in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen auch die Kenntnis systemischer Zusammenhänge und möglicher Kooperationen von Akteur:innen hilfreich ist, zeigt sich nicht nur in der zuvor beschriebenen Zukunftswerkstatt. Auch für den Lehrberuf und andere Tätigkeiten in der Bildungsverwaltung ist dies eine wichtige Kompetenz, die die Studierenden der Leuphana Universität im Masterstudiengang Bildungswissenschaften mit der Vertiefung „Community Education“ erwerben können.

Land und Kommunen arbeiten partnerschaftlich an flächendeckenden Kulturangeboten

Das Programm „Musikalische Grundschule Niedersachsen“ zielt in Ergänzung des Programms „SCHULE:KULTUR!“ auf die kulturelle Schulentwicklung im Primarbereich. So wie in den anderen Ländern, in denen das Programm ebenfalls etabliert ist, soll Musik als Medium und „Motor” für einen ganzheitlichen Schulentwicklungsprozess dienen, in den Unterricht aller Fächer hineinwirken und als lebendiges Lernprinzip und Gestaltungselement im gesamten Schulalltag dienen. In der inzwischen sechsten Staffel in Niedersachsen kommen beständig neue Schulen hinzu. Niedersachsen hat im Ländervergleich die größte Anzahl aktiver Musikalischer Grundschulen.

In beiden Programmen wird das Bestreben des Landes deutlich, flächendeckend Kulturangebote für Bildungseinrichtungen zugänglich zu machen und möglichst viele Schulen bei der Ausbildung eines kulturellen Profils zu unterstützen. So heißt es im Kulturfördergesetz des Landes: „Das Land fördert kulturelle Bildung, um im partnerschaftlichen Zusammenwirken mit den Aktivitäten der Kommunen sowie mit freien Kulturträgern zur Entwicklung einer vielfältigen und ausgewogenen Angebotsstruktur beizutragen und gleichzeitig eine qualitätsvolle Vermittlungsarbeit zu erreichen.“ Im Orientierungsrahmen Schulqualität wird zudem die Verbindung kultureller Angebote mit der Förderung kultureller Teilhabe hervorgehoben: Die Schüler:innen sollen aktiv daran mitwirken, ihre Schule als kulturellen Lebensraum zu gestalten. Die Arbeit des Landes wird durch die Kommunen ergänzt, die ein kulturelles Konzept entwickeln und dementsprechende Aktivitäten umsetzen.

Porträt Christine Schmidt
Praxisinterview

Vom Landesauftrag bis zur ländlichen Kulturförderung: Niedersachsens Akademien der kulturellen Bildung

Christine Becker-Schmidt (Ländliche Akademie Krummhörn-Hinte) und Markus Lüdke (Landesmusikakademie Niedersachsen) über die Kernaufgaben, (zukünftigen) Zielgruppen und den Bildungsauftrag von Akademien kultureller Bildung
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