Denkschrift: Zur Sache. Kulturelle Bildung: Gegenstände, Praktiken und Felder
Kulturelle Bildung bildet auf besondere Weise – das liegt an ihren besonderen Inhalten.
Was macht kulturelle Bildung zu guter kultureller Bildung? Welche Rolle spielen dabei ihre Inhalte?
Die Denkschrift „Zur Sache“ richtet ihren Blick auf die ästhetischen Gegenstände, also die konkreten künstlerischen und kulturellen Inhalte, als Alleinstellungsmerkmal kultureller Bildung. Denn Inhalte, die in Lehrpläne, Kurse und Programme aufgenommen werden, können nicht nur Einfluss auf kulturelle Präferenzen haben. Ihre Auswahl spiegelt auch Deutungshoheiten und Interessen von Entscheider:innen und Gestalter:innen der kulturellen Bildung wider.
Ästhetische Qualitätsmerkmale der kulturellen Bildung
Die Kernthese der Denkschrift lautet: Für gute kulturelle Bildung ist die Auseinandersetzung mit ihren besonderen Inhalten zentral. In einem „offenen Katalog von ästhetischen Qualitätsmerkmalen“ führt sie Aspekte auf, die kulturelle Bildung und ihre künstlerischen Inhalte ausmachen, so wie Leiblichkeit und Ambiguität, Zeiterleben und Rätselcharakter.
Außerdem diskutiert sie Auswahl- und Kanonisierungsprozesse und deren Einfluss auf das Kulturverständnis: Was unterscheidet den Kulturbegriff im schulischen Lehrplan von dem des öffentlichen Diskurses oder der gelebten Alltagskultur?
Genauer auf die Inhalte schauen
Die Autor:innen regen dazu an, genauer auf die Inhalte der kulturellen Bildung und deren Bildungspotenziale zu schauen und legen folgende Kritikpunkte offen:
- Auswahlprozesse von Inhalten kultureller Bildung werden zu wenig reflektiert.
- In der schulischen und außerschulischen Praxis kultureller Bildung werden die besonderen Bildungspotenziale der Künste nicht immer ausgeschöpft.
- Viele Jugendliche werden nicht von Angeboten der kulturellen Bildung erreicht.
- Die Schule bietet keine Grundversorgung mit kultureller Bildung.
- Kulturelle Bildung findet an Sekundarschulen seltener und weniger breit gefächert statt als an Gymnasien.
Bildungspotenziale und Bezug zur Lebenswelt
In ihren Empfehlungen richtet sich die Denkschrift an Praxis und Öffentlichkeit, Bund, Länder und Kommunen. Sie rät dazu, bei der Planung kultureller Bildungsangebote stärker auf die spezifischen Bildungspotenziale und einen lebensweltlichen Bezug der Inhalte zu achten.
Die Autor:innen fordern unter anderem:
- Förderung des Austauschs zwischen Kunst, Bildung, Politik, Öffentlichkeit und Adressat:innen
- Schaffung von Grundlagen für Kooperationen zwischen Kultur- und Bildungsinstitutionen
- Bessere Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten in Fächern und Bereichen der kulturellen Bildung
In individuellen Beiträgen nähern sich die Mitglieder des Rates den Inhalten und Prozessen kultureller Bildung an. Außerdem beinhaltet die Denkschrift Ergebnisse aus der Schüler:innenbefragung „Jugend/Kunst/Erfahrung“ von 2015 und eine Recherchearbeit zu Programmstrukturen überregionaler Institutionen und Verbände.
„Zur Sache“ ist eine Denkschrift des Expert:innenrates für Kulturelle Bildung und wurde 2015 vom Rat für Kulturelle Bildung e. V. herausgegeben.