Denkschrift: Alles immer gut. Mythen kultureller Bildung
„Alles immer gut“ gibt es nicht – auch nicht in der kulturellen Bildung.
„Ist nicht alles schon gesagt? Wissen wir nicht längst, dass Kulturelle Bildung nötig, gut, richtig, erfolgreich ist?“ Mit diesen rhetorischen Fragen beginnt die Denkschrift „Alles immer gut. Mythen kultureller Bildung“, eine kritische Bestandsaufnahme zur kulturellen Bildung. Denn das Feld der kulturellen Bildung in Deutschland ist stark gewachsen: Projekte, Initiativen, Maßnahmen und Akteur:innen zur kulturellen Bildung gibt es in Schulen sowie Kulturinstitutionen und werden von Ländern, Kommunen, dem Bund und privaten Akteur:innen finanziert.
Viele Ziele, hohe Erwartungen: Akteur:innen kultureller Bildung unter Erfolgsdruck
Ein durchweg positiver Befund? Nicht unbedingt. Denn die unterschiedlichen Ziele, die mit der Förderung kultureller Bildung verbunden sind, können kaum gleich gut und manchmal auch nicht, ohne sich gegenseitig zu widersprechen, parallel verfolgt werden.
Viele Praktiker:innen der kulturellen Bildung befinden sich so in dem Dilemma, sowohl externen Erfolgskriterien als auch eigenen Qualitätsansprüchen zu genügen und sind noch dazu von zeitlich begrenzten Finanzzusagen abhängig. Aus diesem Druck reproduziert sich laut der Denkschrift im Feld der kulturellen Bildung eine gegenseitige Selbstvergewisserung: dass „alles immer gut“ sei.
Realitätscheck für kulturelle Bildung: Wunsch vs. Wirklichkeit
Wie kommen die Gestalter:innen der kulturellen Bildung – ob aus Politik oder Praxis, Forschung oder Förderung – von einer annahmebasierten Perspektive zu einer realistischen? Damit das Angebot der kulturellen Bildung inhaltlich und strukturell tatsächlich „gut“ sein kann, müssen laut den Autor:innen der Denkschrift falsche Glaubenssätze entkräftet werden, die im Aufschwung der kulturellen Bildung entstanden sind.
Die Denkschrift arbeitet insgesamt sechs „Mythen“ um kulturelle Bildung heraus und vermisst die Abstände zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Dabei dient die Feldkritik dazu, einerseits Erwartungshaltungen einem Realitätscheck zu unterziehen und andererseits Grundlagen für eine gute Praxis kultureller Bildung zu schaffen: „Welche Bedingungen, Vorgehensweisen und Entscheidungen braucht es, damit qualitativ hochwertige Kulturelle Bildung gelingt?“
Von Mythen zu Erkenntnissen: Forschungs- und Handlungsbedarfe für die kulturelle Bildung
Die Analyse ergibt eine Reihe an Forschungsbedarfen. Diese betreffen Daten zur Professionalisierung des Feldes oder zu Qualitätskriterien für Angebote kultureller Bildung. Dabei raten die Autor:innen, häufig genutzte Wirkungsbehauptungen kultureller Bildung – etwa, dass sie Bildungsungleichheiten abmildere – empirisch gründlicher zu beleuchten.
Den politischen Akteur:innen empfiehlt die Denkschrift, Ressortdenken zu überwinden, etwa in Form von übergreifenden Steuerungsgruppen zwischen Politik und Verwaltung in den Bereichen Bildung, Jugend und Kultur.
„Alles immer gut“ ist eine Denkschrift des Expert:innenrates für Kulturelle Bildung und wurde 2013 vom Rat für Kulturelle Bildung e. V. herausgegeben.