„Aber Hallo“ Kulturpädagogischer Dienst für Kinder- und Jugendarbeit Alsdorf e. V.
Löwengebrüll – Kindernachrichten aus Baesweiler
„Kinder haben was zu sagen!“
Wie geht es mit dem neuen Skaterpark in Baesweiler weiter? Was kann jede:r gegen das globale Insektensterben tun? Wer lässt hier eigentlich den Müll liegen und welche Forderungen haben „Scientists for Future“?
„'Löwengebrüll' ist eine Kindernachrichtensendung, die darauf abzielt, Themen, die Kinder betreffen beziehungsweise die die Kinder an uns herantragen, auf eine kurzweilige Art und Weise zu recherchieren und daraus kleine Beiträge zu produzieren“, erklärt Alexander Müller-Hermes, Geschäftsführer und Pädagogischer Leiter beim Verein Aber Hallo e. V. Der Verein produziert seit 2016 gemeinsam mit dem Amt für Kinder, Jugend und Familie der StädteRegion Aachen als Förderpartner die Kindernachrichten aus Baesweiler. Und das so erfolgreich, dass sie damit 2018 den Kinderkulturpreis NRW gewannen.
Fakten zum Projekt
Regelmäßige Zuschüsse durch das Amt für Kinder, Jugend und Familie StädteRegion Aachen
Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 13 Jahren
Medien und bildende Kunst
laufend
YouTube-Kanal: www.youtube.com/@AberHalloJugendkunstschule/
„Aber Hallo“
Kulturpädagogischer Dienst für Kinder- und Jugendarbeit Alsdorf e. V.
Alte Aachener Straße 2
52477 Alsdorf
Geschäftsführung und Pädagogische Leitung: Alexander Müller-Hermes
Telefon: 02404 / 20499
Fax: 02404 / 956990
info@aberhallo-ev.de
mueller@aberhallo-ev.de
Partizipation auf allen Ebenen
Der Name „Löwengebrüll“ leitet sich vom Wappentier der Stadt Baesweiler her: einem Löwen. Und dieser Löwe brüllt – denn: „Kinder haben was zu sagen", weiß Müller-Hermes. Ähnlich wie zum Beispiel Sendungen wie „Logo“ oder „Löwenzahn“ beschäftigt sich auch „Löwengebrüll“ mit kindernahen Themen. Doch während erstere klassisch von Erwachsenen konzipiert und umgesetzt werden, versucht „Löwengebrüll“ laut Müller-Hermes „das Medienpädagogische von vorne bis hinten mit der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu machen“. Entsprechend wird die gesamte Sendung von Kindern im selbst gebauten Nachrichtenstudio produziert, von der Recherche und Medienarbeit über die Gestaltung der Studiohintergründe und Einschiebetafeln bis zur Kamera- und Tontechnik. Die erwachsenen Profis verstehen sich lediglich als Sparringspartner:innen und begleiten die Kinder bei der inhaltlichen und technischen Umsetzung der Sendungen. „Wir möchten den größtmöglichen Beteiligungsraum schaffen, also gleichzeitig Partizipation und kulturpädagogische Professionalität“, so Müller-Hermes. Auf diese Weise entstehen mit unterschiedlichen Teams circa zwei- bis 15-minütige Sendungen, die auf dem eigenen YouTube-Kanal abgerufen werden können.

Alles, was Kinder bewegt: Alltagsthemen und neue Perspektiven
„Löwengebrüll“ nimmt regelmäßig neue, spannende Themen in den von Kindern und Pädagog:innen gemeinsam erarbeiteten Themenpool auf. Dabei geht es um alles, was Kinder bewegt – ob Geschichte, Natur, Politik oder Freizeit. Die jungen Reporter:innen recherchieren und gehen mit Mikrofon und Kamera auf die Straße, um Fragen zu stellen und Antworten zu finden. Sie interviewen Bürger:innen, Geschäftsleute und kommunale Mitarbeiter:innen zu Themen, die in ihrem Alltag relevant sind und zeigen Probleme, die es so sonst selten in die Nachrichten schaffen.
Die Kinderreporter:innen bewegen sich dabei auch wortwörtlich abseits ausgetretener Pfade, laufen querfeldein in ein Wäldchen, gucken unter die Büsche auf Spielplätzen. Sie finden dort Müll, den die meisten Erwachsenen vermutlich kaum wahrnehmen, weil sie selbst nicht im Dickicht unterwegs sind – und zeigen so, wie wichtig es ist, die Perspektive von Kindern und Jugendlichen einzubeziehen. Dies gilt natürlich auch bei großen Themen, wenn zum Beispiel die Kinder mit Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen über die Klimakrise und ihre Folgen sprechen. Bei solchen Spezialthemen erhalten sie professionelle Unterstützung von den Filmemacher:innen Markus Belde, Miriam Prucitta und Volker Waldeck, wie Müller-Hermes erläutert, der selbst als Filmemacher unter anderem auch für den WDR arbeitet: „Die Kinder kriegen von uns professionellen Input und werden natürlich begleitet, ihre Sendung umzusetzen. Bei bestimmten Themen holen wir auch Expert:innen aus der Umgebung dazu, zum Beispiel eine:n Interviewpartner:in, der:die noch mehr Antworten geben kann.“

Learning by doing: Von der Idee zur Sendung
Die Sendungen entstehen im Rahmen von Projekten, die von Eltern während der Schulferien gebucht werden können. In fünf Tagen entsteht eine Sendung: Die ersten ein bis zwei Tage widmen sich der Teambildung und der Themenfindung. Anschließend gehen die Kinder in die Recherche und entwerfen einen Redaktions-Wochenplan. Ein Teil der Kinder übt Interviewführung und absolviert ein Kameratraining zusammen mit professionellen Filmemacher:innen, ein anderer Teil gestaltet mit einer bildenden Künstlerin gemeinsam die Hintergründe des Studios. Jede Sendung samt der dazugehörigen visuellen Elemente wird dabei komplett neu konzipiert.
Ausgebildet werden die Kinder beim Machen: Wie gestaltet man ein Studio? Wie verhält man sich vor und hinter der Kamera? Wie bedient man die Geräte? Wie recherchiert man Themen und führt ein Interview? „Wir bereiten das vor und stecken den Rahmen, in dem sich die Kinder gut und sicher bewegen können, damit keine Überforderung aufkommt“, beschreibt Projektleiter Müller-Hermes den Prozess und betont, dass bis auf die letztendliche Postproduktion, also Schnitt und gegebenenfalls Nachvertonung, der Partizipationsanteil der Kinder bei 100 Prozent liegt. Die Chronologie des Produktionsprozesses bleibt dabei erhalten, es wird also nachträglich nichts bunt zusammengeschnitten, weil das den Verstehensprozess fördert.
Echte Partizipation auf Augenhöhe
Was sollten Kulturschaffende beachten, wenn sie sich auf echte partizipative Prozesse mit Kindern und Jugendlichen einlassen möchten? „Wir glauben, dass Kinder sich als jemand begreifen, der was zu sagen und auszudrücken hat und nur noch nach Methoden und Materialien sucht, um das zu tun“, ist Alexander Müller-Hermes überzeugt. Das Einlassen auf echte partizipative Prozesse ist seiner Erfahrung nach eine wichtige Gelingensbedingung. „Man muss sich trauen, das mit den Kindern – so gut es eben geht – auf Partizipationsebene zu machen und den eigenen Anspruch auch mal fallenzulassen. Es braucht ein gutes Team mit professionellen Leuten, die in ihrem Bereich handwerklich wirklich fit sind. Dazu gehört auf jeden Fall jemand, der viel Erfahrung in diesem Arbeitsbereich hat, der raushören kann, worum es eigentlich geht und der Prozesse so gestalten kann, dass die Kinder immer wieder reinfinden und selbst etwas tun können.“