Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e. V. (FBK)
Kindsein in Sachsen-Anhalt – vom Leben schreiben
Gemeinsam schreiben: Schüler:innen treffen Autor:innen
Wie fühlt es sich an, heute jung zu sein? Was ist für junge Menschen wichtig und wie lässt sich davon erzählen? Im Rahmen des Bildungsprogramms „Kultur in Schule und Verein“ setzt sich der Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e. V. (FBK) aktiv für Literatur und Leseförderung ein und kooperiert dazu mit Grund- und Oberschulen. Im Projekt „Kindsein in Sachsen-Anhalt“ kommen jedes Jahr erfahrene Autor:innen an fünf beteiligte Projektschulen und arbeiten mit Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen acht und 18 Jahren.
Während der neunmonatigen Projektarbeit tauschen sich die Autor:innen mit den Schüler:innen über deren Aufwachsen aus, unterstützen sie dabei, ihre Gedanken zu Papier zu bringen und Zukunftswünsche zu formulieren. Sie bringen eigene Perspektiven ein und eröffnen einen lebendigen Dialog mit den Kindern und Jugendlichen: Wie gestaltet sich ihr Alltag? Welche Herausforderungen stehen an? Wie gehen sie mit dem Druck von Schule, Familie und Gesellschaft um? Mit kreativen Mitteln und auf spielerische Weise setzen sich die Schüler:innen mit der eigenen Biografie auseinander.
Fakten zum Projekt
ca. 23.800 Euro vom Bildungsministerium des Landes Sachsen-Anhalt
pro Projektjahr
Eigenmittel und Drittmittel
Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren
Literatur
Seit den 1990ern fortlaufend
Schüleranthologien im Mitteldeutschen Verlag
Sandra Heuchel, Geschäftsführung
Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e. V.
– Geschäftsstelle Halle –
Paracelsusstr. 2b
06114 Halle (Saale)
Telefon: 0345 - 78 28 42 10
info@fbk-lsa.de
www.fbk-lsa.de
Inspiration frei Haus – Das Bücherpaket
Zu Projektbeginn erhalten die teilnehmenden Schulen jeweils ein von den Autor:innen zusammengestelltes Bücherpaket, das den Schüler:innen die Auseinandersetzung mit Literatur erleichtern soll. Jede:r teilnehmende Autor:in stellt ein eigenes Paket zusammen, um Denkanstöße zu liefern, kreative Anreize zu geben und zu inspirieren. Die enthaltenen Bücher umfassen verschiedene literarische Gattungen und Genres, um ein möglichst großes Spektrum abzudecken und so den Erfahrungshorizont der Schüler:innen zu erweitern. Das Bücherpaket verbleibt dauerhaft in den Bibliotheken oder als „Bücherkoffer“ in den Schulen und kann so von allen Schüler:innen genutzt werden.
Ein Raum für Kreativität
„Kindsein in Sachsen-Anhalt“ gestaltet sich interdisziplinär. Neben der direkten Begegnung mit den Autor:innen finden auch szenisches Spiel oder musikalische und zeichnerische Anregungen ihren Platz. Kommt ein:e Autor:in etwa aus der Poetry-Slam-Szene, können die Schüler:innen das performative Vortragen der eigenen Texte üben. Die Projekte sind so vielfältig wie ihre Teilnehmer:innen und orientieren sich immer an den individuellen Interessen und Persönlichkeiten.
So ist eine Besonderheit des Projekts die große Freiheit, die die Schüler:innen erhalten: Jenseits von Lehrplänen und Zielvereinbarungen entsteht ein Raum, in dem sie sich furchtlos ausprobieren können, in dem sie genau das zum Thema machen können, was sie gerade bewegt oder interessiert. „Wir testen da auch ein bisschen was aus“, so Sandra Heuchel, Geschäftsführerin des FBK. Ob Coming-of-Age-Story, Lyrik oder Science-Fiction – kreatives Schreiben braucht hier keine Vorgaben.
Nachwuchsförderung: Wettbewerbe und Schreibwerkstätten
Darüber hinaus werden Schüler:innen der Projektschulen auch in den seit 1993 vom FBK organisierten jährlichen Schreibwettbewerb „Unzensiert und unfrisiert“ eingebunden. Im Rahmen von „Kindsein in Sachsen-Anhalt“ entstandene Texte werden von den betreuenden Autor:innen eingesandt, von einer Jury bewertet und zur Veröffentlichung in einer Schüleranthologie ausgewählt. Bei einer Feier in Halle (Saale) werden die finalen Texte dem Publikum präsentiert.
Auch jenseits der unmittelbaren Arbeit an den Schulen bietet das Projekt „Kindsein in Sachsen-Anhalt“ eine schul- und projektunabhängige Förderung junger Schreibtalente. Einmal im Jahr werden insgesamt 200 talentierte Kinder und Jugendliche – darunter auch Schüler:innen der Projektschulen – zu einer landesweiten Schreibwerkstatt eingeladen, in der sie mit Autor:innen an ihren Texten arbeiten können. Und wer als Nachwuchsautor:in den Einstieg in den professionellen Literaturbetrieb sucht, wird vom FBK auf diesem Weg begleitet und beraten.
Von hier aus weiter
Was lässt sich von „Kindsein in Sachsen-Anhalt“ lernen? Was müssen Kulturschaffende und Schulen berücksichtigen, wenn sie ein ähnliches Projekt zur Förderung des kreativen Schreibens auf die Beine stellen wollen? „Alles steht und fällt mit guten Kooperationspartner:innen. Wenn man am Sekretariat scheitert, wird’s auch an anderen Stellen scheitern“, davon ist Sandra Heuchel überzeugt. „Die Schulen müssen das Potenzial erkennen, im Sinne ihrer Schüler:innen denken und bereit sein, Anteile ihres Unterrichts abzugeben. Autor:innen sind keine Pädagog:innen, sondern haben einen anderen Fokus. Das ist sehr frei; man braucht Autor:innen, die gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen können und vermitteln können, die gut vorlesen und auf schulseitige Wünsche eingehen können.“
Mit der Ausrichtung auf die Lebenswirklichkeiten der Schüler:innen, auf die Fragen und Themen, die gerade präsent sind, öffnet das Projekt einen niedrigschwelligen Zugang zu künstlerischen Arbeitsprozessen. „Kindsein“ ermöglicht Kindern und Jugendlichen so, literarische Ausdrucksformen für sich zu entdecken: ein guter Startpunkt auf dem Weg zu mehr kultureller Teilhabe.