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Der Garten der Erinnerungen – Integrationshaus e.V.

September 2024

Der Garten der Erinnerungen ist ein künstlerisches Integrations- und Umweltprojekt des „Integrationshaus e.V.“ mit dem Ziel, einen virtuellen Garten aus Erinnerungen an Natur aus unterschiedlichen Ländern und Zeiten zu erschaffen. Dabei entsteht ein Raum für Erinnerungen an Orte, die heute so nicht mehr existieren. In den Workshops haben die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, ihre Erinnerungen mittels Virtual Reality künstlerisch umzusetzen.

Das Ergebnis ist ein virtuell erfahrbarer Garten, der im Rahmen einer Ausstellung im Stadtteil besucht werden kann und für alle offen ist. Durch den partizipativen Ansatz können sich Bewohner:innen des Sozialraumes direkt an der künstlerischen Ausgestaltung des Gartens beteiligen und ihre Erinnerungen „pflanzen“. Für viele Teilnehmer:innen ist dies der erste Zugang zur Virtual Reality.

Das Integrationshaus e.V. im Interview

Makura: Kurze Vorstellung –  Was ist das Integrationshaus e.V. und wofür steht es?

Wir haben als Migrant:innenorganisation begonnen und sind heute als Interkulturelles Zentrum der Stadt Köln Mitglied im Netzwerk “Neue deutsche Organisationen”. Wir setzen uns ein für gleiche Rechte für alle, für das Recht auf Desintegration, für eine solidarische Gesellschaft und für die Sichtbarkeit unterschiedlicher Lebensrealitäten. Wir arbeiten mit und für Menschen, deren Stimmen nicht genug gehört oder zum Schweigen gebracht werden, wir haben eine klare antirassistische, feministische Position.

Der Garten der Erinnerungen ist ein Projekt, welches Erinnerungskultur schaffen soll. Auf welche Weise gelingt es, die Partizipierenden dazu anzuregen, sich zu erinnern?

Jeder Mensch hat Erinnerungen – es ist vielmehr so, dass der Garten auch solchen Erinnerungen Raum verschafft, die sonst vielleicht übersehen oder unsichtbar gemacht werden. Wenn wir in den Workshops dazu eingeladen haben, sich zu erinnern und Erinnerungen mit anderen zu teilen, ist es wichtig, dass alle Teilnehmenden das selbstbestimmt tun können: Die Erinnerungen dürfen so alltäglich wie bewegend sein, räumlich und zeitlich unbegrenzt. Wir haben gelernt, dass es nicht viel braucht, Menschen zum Erinnern anzuregen, wenn es einen Raum gibt, an dem die Erinnerungen wertgeschätzt werden.

Welche Bedeutung haben Erinnerungen für euch als Projektteam?

Die Projektidee hatte unser Projektleiter Saeyun Jung während einer Fahrradfahrt über die Kalker Hauptstraße in Köln. Manchmal ist es dort einfach, sich inmitten der vielen Menschen verloren zu fühlen und deshalb wollte er die Schönheit der vielfältigen Eindrücke, die jede:r mit sich trägt, sichtbar machen. Er ist Animationskünstler bei VAMOS Animation, einem Studio mit Künstler:innen aus aller Welt. Wie auch für das gesamte Team des Integrationshauses ist die Debatte um Erinnerungskultur in der postmigrantischen Gesellschaft nicht bloß politisch, sondern persönlich.

Auf der Kalker Hauptstraße konnten bereits zahlreiche Anwohner:innen an dem Projekt teilnehmen. Welche Erfahrungen mit den Teilnehmenden haben euch besonders bewegt?

Einige Erinnerungen sind besonders bewegend, weil sie von Orten erzählen, an die es heute kein Zurückkehren gibt. Etwa, weil diese Orte durch Krieg zerstört wurden oder weil bürokratische Hürden eine Rückkehr verhindern. In der Virtual Reality können diese Orte als Kunstwerk besucht werden, ohne dass eine politische Debatte entstehen muss – die Erinnerung kann so anerkannt werden, wie sie ist. Viele Erinnerungen sind alltäglich, auch das ist berührend, weil wir dadurch unendlich viele Momente kennenlernen durften, die uns miteinander verbinden.

Das Projekt „Der Garten der Erinnerungen“ hat bei dem Deutschen Preis für Kulturelle Bildung KULTURLICHTER 2024 den Preis der Länder gewonnen. Auch die Redaktion von Makura beglückwünscht euch noch einmal herzlich dazu. Welche Perspektiven eröffnen sich mit der Förderung für das Projekt?

Diesen Preis zu gewinnen, hat uns riesig gefreut und erleichtert! Einmal, weil wir stolz sind, so vielen Perspektiven eine größere Bühne verleihen zu können. Aber auch, weil der Kulturlichter Preis uns mit Ressourcen ausstattet und der Garten somit in verschiedene Richtungen wachsen kann. Schon während der Preisverleihung wurde thematisiert, dass antidemokratische Akteur:innen und rassistische Diskurse die vielfältige soziokulturelle Landschaft bedrohen. Als Integrationshaus e.V. und VAMOS Animation setzen wir Projekte um, mit denen Menschen für eine rassismusfreiere und diversitätssensible Welt laut werden können. Der Preis verleiht diesen Ideen Rückenwind.

Vielen Dank für das Interview!

Porträt

Der Garten der Erinnerungen Preisträger KULTURLICHTER 2024 in der Kategorie „Preis der Länder“ - Video ansehen

Preisträger „KULTURLICHTER 2024“

Für das Projekt „Der Garten der Erinnerungen“ wurde das Integrationshaus e.V. mit dem Deutschen Preis für Kulturelle Bildung KULTURLICHTER in der Kategorie Preis der Länder ausgezeichnet. Der Preis wurde mit 50.000€ dotiert und wurde von der Kulturstiftung der Länder und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ausgelobt.

Fakten
Projektteam

Integrationshaus e.V. & VAMOS Animation

Förder:innen

Power of the Arts, Diversitätsfonds Nordrhein-Westfalen, Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen, Kulturamt der Stadt Köln

Zielgruppen

Bewohner:innen des Stadtteils Köln Kalk

Kunstsparte

Medien

Projektzeitraum

2023 – heute

Sonstige Veröffentlichungen
Kontakt

Sarah Thibol (Produktionsassistenz)
Integrationshaus e.V.
Ottmar-Pohl-Platz 3-5
51103 Köln
Telefon: 015120668827

vrgarten@ihaus.org